4|2024 (September, Oktober, November)
Herbst
Am Geländer reifen,
Pfirsiche mit Streifen…
Diese beiden Zeilen kamen mir in den Sinn, als ich gebeten wurde, an dieser Stelle etwas zum Thema „Herbst“ zu schreiben. Mir war das gar nicht bewusst, dass wir so viele schöne Herbst-Lieder haben. Es ist eben auch eine besonders schöne Zeit, eine Zeit, die uns zuerst mit ihren wunderbar warmen Farben berührt: „Bunt sind schon die Wälder, gelb die Stoppelfelder…“, und dann kommen die dunkleren Novemberwochen: „Rote Blätter fallen, graue Nebel wallen, kühler weht der Wind.“
Es ist die Zeit des Erntedanks. Und auch dazu gibt es ein so schönes Lied: Wir pflügen und wir streuen... mit seinem Refrain: Alle gute Gabe kommt her von Gott, dem Herrn, drum dankt ihm, dankt… und hofft auf ihn. Dankbar feiern wir übrigens am 13. Oktober vormittags im Sonntagsgottesdienst das 65. Jubiläum (!) unseres Kirchenchores. Wie schön, dass es den Chor gibt, wie wichtig ist es doch, dass in einer Kirchengemeinde der Chorgesang gepflegt wird! Wie viele schöne und auch schwere Stunden mag dieser Chor schon mit seinem Gesang begleitet haben! Es sind nicht allein die Auftritte, es sind ja auch die Proben, in denen das Singen froh machen und auch trösten kann.
Denn gewiss, zum Herbst gehört auch der November, in dem wir der Toten gedenken und aufs Ende schauen. Auch für diese Wochen haben wir Lieder, die mich zutiefst anrühren und trösten: Wir warten dein, o Gottes Sohn und lieben dein Erscheinen… Wer an dich glaubt, erhebt sein Haupt und siehet dir entgegen; du kommst uns ja zum Segen.
Es sind schöne, tragfähige Worte, finde ich. Sie bringen zur Sprache, in der Musik, was uns in diesen Herbsttagen bewegt. Und ich habe ja nur wenige Beispiele gegeben, wir haben einen großen Reichtum an Liedern, in denen sich der Herbst des Jahres, auch der Herbst des Lebens widerspiegelt.
Mir begegnet übrigens – nicht erst seit Kurzem – das Vorurteil, das Singen, die Lieder seien ja aus der Mode gekommen. Und ich mache immer wieder die berührende Erfahrung: das stimmt nicht. Wenn wir den Mut haben, ein Lied anzustimmen, ob es nun ein altes ist oder ein neues, dann erlebe ich nicht selten eine Überraschung, wie selbstbewusst auch in unserer Gemeinde gesungen wird. Das ist in unseren Gottesdiensten oft so, das erlebe ich besonders aber auch in unseren Trauerfeiern. Nicht jeder traut sich das, davor habe ich Respekt. Und ich möchte doch dazu ermutigen, dem Singen eine Chance zu geben. Ich möchte dazu ermutigen, besonders mit den Kindern zu singen, am Abend beim zu Bett gehen zum Beispiel. Das Singen verbindet unsere irdische mit der himmlischen Welt, hier wie dort wird gesungen. Wenn wir singen, kommt ein Stück Himmel zu uns!
Ihr Bertram Sauppe